Warmes Wetter lädt zu Aktivitäten im Freien. Allerorten Studentendemonstrationen! Zeltstädte in München, Klopapierrollen im Mainzer Landtag, Besetzung der Heidelberger Aula, Gekreische und freche Plakate, Stellwände werden beschmiert, Ausstellungen beschädigt, Deppen zündeln mit Papier.
Und die Pubertierenden von der Oberschule laufen gleich mit. Tausende von Rucksäcken und Wasserflaschen, es wird getwittert, was die Tasten hergeben, dazu drückt der Gesang der Jammerpopdudler "Silbermond" ("in dieser schweeeren Zaaaiit...") aus, was die minderjährigen Massen belastet.
Ja was?! Robbentod, dräuende Atompilze, darbendes Proletariat, ruchlose Spekulationen mit Wohnraum?
Naain! Zu "verschulte" Studiengänge mit "zu vielen Prüfungen" stressen das junge Gemüt, der neue "Bachelor" macht einfach zuviel Arbeit. Dazu diese Sorgen um die Karriere.
Und die Rahmenbedingungen! Kaum sichtbare Dozenten, schwaches W-LAN, in der Cafeteria zu wenig Joghurtsorten und mit der geschlechtsneutralen Ansprache hapert's noch immer. Von zu wenig Parkplätzen und geklauten Kleiderbügeln für die Kostümjäckchen zu schweigen.
Die meisten Mitläufer sondern auf Anfrage eh nur dumme Sprüche und ein paar schlecht gemerkte Gemeinplätze ab
Liieber Himmel!
Wir mussten noch mitschreiben und das bei Bleistiftknappheit dank Graphitrationierungen und unliniertem Papier, KEINE POST-ITs. In der Cafeteria schlürften wir dankbar BÄRENMARKE aus der Dose. Den Professor sahen wir nur Sekundenbruchteile, bevor wir in devoten Verbeugungen zusammenklappten; Stunden verstrichen in den Schlangen vor Kopierer und Telefonzelle, inzwischen ging in der Mensa der Milchreis für 2 ,50 DM aus. Die knappe Freizeit verflog beim Bedienen im Biergarten oder dem nächtlichen Beliefern von Apotheken.
Bundfaltenhosen gab's nur in der juristischen Fakultät, unsere T-Shirts hatten handtellergroße Löcher. Arm aber auch nicht sauber.
Bücher! Standardwerke bekam man allenfalls um 21.30 mal in die Finger, Handapparate wurden stündlich abgeräumt, wenn kein Schein für die Bibliothekarin drinsteckte.
Demonstrationen waren noch todernste theoriebefrachtete Vorgänge, keine Kindergartenparties, nach deren streng geplantem Ablauf man sich in die Stube zurückzog um erleichtert aber traurig den Kopf in den Händen zu bergen.
Sachbeschädigungen blieben streng auf hochkalibrige Limousinen beschränkt.
Und was zünden die Dreckslümmel heute an? Pandas und jämmerliche Mittelklassewagen. ARSCHVOLL!!